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Panzer auf der Osterkerze

Panzer auf der Osterkerze

Panzer auf der Osterkerze

# Nachrichten aus St. Marien Liebfrauen

Panzer auf der Osterkerze

Gedanken von Elisabeth Mitter bei der Gestaltung der Osterkerzen in St. Marien Liebfrauen und St. Michael (Kreuzberg)

"Es ist das erste Mal, dass ich auf einer Osterkerze einen Panzer sehe..."
aus der Predigt in der Osternacht

Dass Krieg ist, hat mich bewegt. Weil es Unschuldige sind, die ihr Leben lassen oder fliehen, Alte, Frauen, Mütter, Kinder. Hunderttausende suchen Zuflucht in unserer Nachbarschaft. Unschuldige Soldaten, die ihre Freiheit verteidigen gegen einen machtgeilen Despoten. Unschuldige, die Opfer der Allmachtsphantasien eines Einzelnen werden, den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill an seiner Seite. Überall verblendete Menschen, die biblische Botschaft missbraucht.

Es ist Karfreitag in Europa. Heute sind es nicht die römischen Besatzer… Wir schreiben das Jahr 2022. Niemand ahnte zu Beginn des Jahres, dass wir zu Ostern Krieg in Europa haben werden. Putins Krieg gegen die Ukraine.

Ostern ist nicht nur ein Geschehen zu Beginn unserer Zeitrechnung, verklärt, mit wiederkehrenden Ritualen. Karfreitag und Ostern finden auch in unserer Zeit statt. Wenn sich das nicht auch in unseren Symbolen und in unseren Feiern ausdrückt, wo sonst? Warum dann nicht auch auf einer Osterkerze von heute?

Die Freiheit habe ich mir genommen. Unten links auf der Kerze, zum unteren Ende des Kreuzes sind ein Panzer, Flammen, Blut und Tränen und die Ukrainische Flagge zu sehen. Unzählige Tränen und Blut Unschuldiger werden vergossen.

Vergessen wir nicht all die anderen Kriegsschauplätze auf der Welt, Flucht, die Ausbeutung der Schöpfung, Missbrauch überall und in der Kirche, Krankheit, Einsamkeit und viele andere Dinge, unter denen wir leiden. Stellvertretend sind aber an dieser Stelle zwei Themen herausgehoben.

Das Kreuz ist für uns Christen sowohl Folterwerkzeug, an dem Jesus starb, als auch Heilszeichen und Symbol der Verwandlung. Jesus überwindet Zeit, Raum und Tod. Gott ließ Jesus nicht in Tod und Dunkelheit, sondern hat ihn auferweckt.
Um diese Transzendenz deutlich zu machen, ist das Kreuz bewusst zweifarbig gestaltet. Das Rot steht noch für die Marter und Blut. Das Gold für das Göttliche, Licht, Hoffnung auf Verwandlung, Auferstehung und Leben.

Aus dem linken Querbalken tropft Blut auf das ganze Elend, das am Fuß des Kreuzes dargestellt ist. Jesu Blut und Leben. „Sein Blut komme über uns und unsre Kinder“ (Mt 27, 25) meint die Schuld der gesamten Menschheit am Elend, in das hinein wir verstrickt sind.

Sieben Blutstropfen sind hier nicht willkürlich. Solang es Menschen gibt, wird es Unheil und Krieg geben. Immer wieder, mit neuen Gesichtern. Sie können für die sieben Schmerzen Mariens stehen, die letztlich auch unsere eigenen sind, dürfen aber auch als Flammen gedeutet werden, von denen die Apostelgeschichte kündet. In Flammen setzte sich die Heilige Geistkraft auf die Vielen, die da anwesend waren. Könnten uns nicht die (sieben) Geistesgaben in Bewegung bringen und genutzt werden, um Frieden zu schaffen? Jesus hat es uns doch vorgemacht.

Um die Menschheit zu erlösen, habe Gott in Jesus menschliche Gestalt angenommen, sagt es die Bibel. Jesus predigte Gewaltlosigkeit, Befreiung, Gerechtigkeit, Liebe, würdigte Frauen und Männer gleichermaßen, heilte, legte die Schriften entsprechend aus. Jesus hatte allerdings nicht nur Freunde. Denen, die Macht hatten, war er ein Dorn im Auge. Der radikalen Liebe wegen wurde Jesus gefoltert und starb am Kreuz. Unschuldig!

Die Nachrichten vom Krieg erschrecken und lassen uns ohnmächtig zurück. Die direkt Betroffenen werden dieselbe Gottverlassenheit spüren, wie Jesus am Kreuz als er aus dem Psalm 22 zitierte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Zwischen Himmel und Erde ist die Zeit. Jesus ist in unsere vergängliche Zeit gekommen. Das ist nicht das Ende. Sein ist die Zeit, gestern, heute und in Ewigkeit, Alpha und Omega.

In den letzten drei Jahren hat uns u. a. weltweit das Corona-Virus den Atem genommen, Tod, Leid und Entbehrung über uns gebracht. Die drei Corona-Viren auf dem Kreuzstamm verteilt, erinnern uns daran, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Ganz bewusst sind sie farblich mit den Tränen gleich, flossen doch auch ihretwegen unzählige Tränen. Hier ist die Zahl eher unwichtig. Ungezählt sind die Tränen, die geweint und uns Gott am Ende der Tage „von den Augen abwischen wird“. (nach Offb 21,4)

Der Regenbogen steht als Zeichen der Hoffnung, als Verbindung zwischen dem Alten und Neuen Bund, die Vielfalt der Menschheit und des Lebens.
Wie Noah nach der Sintflut Hoffnung schöpfte, als die Taube einen Ölzweig mitbrachte, so dürfen wir, wie es die Friedenstaube kündet, auf Frieden hoffen. Diese ist größer als die Flammen und Panzer, als Zeichen des Sieges über das Böse und den Tod.

Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten? (Lk 24,12) Er ist nicht hier! Jesus lebt. Er ist auferstanden. Der Stein, rechts unten, golden glänzend, ist weggewälzt. Pater Benno deutete den Stein als Weltkugel… Auch möglich.

Das Grab ist leer. Nach der Dunkelheit gibt es Licht, das Licht, das Jesus Christus selbst ist und wir im Symbol der Osterkerze mit dem Liedruf „Lumen Christi“ in die dunkle Kirche tragen.

Richtet euren Blick nach oben zum Licht.

Im Letzten siegt Gottes Gerechtigkeit und vernichtet Panzer, Flammen und den Tod für immer.

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