Citypastoral
Anders Kirche sein: Citypastoral ist „mitten im Leben“ zuhause
Was für mich den Herzschlag der Citypastoral ausmacht ist, mitten im Leben verortet zu sein. In Fußgängerzonen, auf öffentlichen Plätzen, im Einkaufszentrum oder Kino. Denn es geht darum herauszufinden, was die Menschen umtreibt. Was ihnen heilig ist.
Deshalb liebe ich es, mit neuen, zeitgemäßen pastoralen Formaten an unüblichen Orten zu ungewohnten Zeiten zu experimentieren und mich von der Stadtkultur beflügeln zu lassen.
Das kann ganz unterschiedlich aussehen und meint beispielsweise, im Sommer mit einem Eistruck zwischen Ostsee und Hauptstadt unterwegs zu sein und sich mit speziellen Eissorten wie „Trostgold“ oder „Wagemut“ auf die Suche nach dem „Geschmack des Glaubens“ zu machen.
Oder im Advent in einem Kaufhaus die Geschenke der Kunden in besonders gestaltetes, weihnachtliches Geschenkpapier einzupacken, auf dem sich Maria und Josef, Engel und Hirten, Kamele und Schafe tummeln, um so die christliche Weihnachtsbotschaft in neuer Sprache anzubieten.
Oder aber anlässlich des „Karnevals der Kulturen“ in Berlin-Kreuzberg Kunstinstallationen zu initiieren, die mit allen Sinnen erfahrbar sind, um sich so an diesem Stadtevent zu beteiligen.
Und ebenso: im Rahmen von Kieztouren Orte in einzelnen Kiezen der Stadt aufzuspüren, wo menschliches Miteinander, ein nachhaltiger Umgang mit Natur und Umwelt und gesellschaftliche Verantwortung groß geschrieben werden. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen…
Ich schätze an meiner Arbeit vor allem, existentielle Lebensfragen zu thematisieren, um erfahrbar zu machen, dass der Glaube für das alltägliche Leben relevant sein kann. Dabei mit Menschen ins Gespräch zu kommen, für die die Frage nach Gott und Glaube kein Thema (mehr) ist – oder nie war und Kooperationen mit nicht-kirchlichen Partner:innen einzugehen, erlebe ich als besonders bereichernd, weil es den Blick auf die Dinge verändert und den Horizont weitet. Viele Projekte sind von passageren Kurzkontakten geprägt, die nicht auf langfristige Bindung ausgerichtet sind und gerade in der Flüchtigkeit dieses kostbaren Moments ihren Reiz und Wert haben. Denn es geht darum, zu inspirieren und durch positive Provokationen Denkanstöße zu geben, auf deren Hintergrund jede:r eigenverantwortlich sein/ihr Leben deuten kann.
So versuche ich für mich, eine neue Haltung einzuüben und (kirchliche) Veränderungen anzustoßen, die neue Wege in die Zukunft eröffnen könnten.
Dabei haben „City“ und die „Pastoral“ in ihr und auf sie hin viele Gemeinsamkeiten: beide sind nie „fertig“, werden nie langweilig, erfinden sich immer wieder neu, bieten viel Raum für Experimente und Innovationen, bereichern sich gegenseitig – und mich erst recht!
Pastoralreferentin
Carla Böhnstedt