Suchen

Das Runde muss ins Eckige - Fronleichnam zwischen den beiden Michaelskirchen

Das Runde muss ins Eckige - Fronleichnam zwischen den beiden Michaelskirchen

Das Runde muss ins Eckige - Fronleichnam zwischen den beiden Michaelskirchen

# Nachrichten aus St. Marien Liebfrauen

Das Runde muss ins Eckige - Fronleichnam zwischen den beiden Michaelskirchen

Nein, Fußball haben wir nicht gespielt am vergangenen Sonntag. Aber warum der alte Fußballspruch dennoch für Fronleichnam passt: Lesen Sie selber!

In Berlin ist alles anders, auch Katholischsein und Fronleichnam.

Seit Juliane von Lüttich ihre Vision vom fehlenden Fest zu Ehren der Eucharistie hatte und Papst Urban IV 1264 Fronleichnam zum gesamtkirchlichen Fest erhob, wird der „Herrenleib“ (mhd. Vrône lîchnam) in Form der Hostie in einem Schaugefäß, der Monstranz einmal im Jahr durch die Straßen getragen, die zumindest in Süddeutschland mit kunstvollen Blumenteppichen, weißgelben Kirchenfähnchen an den Fenstern und Altären geziert sind. Da dort fast überall am Donnerstag nach Dreifaltigkeit arbeitsfreier Feiertag ist, hat dieser Tag einen ganz besonderen Charme.

Im Erzbistum Berlin findet immer am Abend des Hochfestes eine zentrale Fronleichnamsfeier mit Erzbischof und Prozession durch die Innenstadt statt. Da können aber auch nicht alle teilnehmen, weswegen in unseren Pfarreien und Gemeinden am Sonntag nachgefeiert wird, oft jede kleine Gemeinde extra.
Fronleichnam ist also meist mit langen Traditionen verbunden. Die Gemeinden St. Michael Mitte und St. Marien Liebfrauen entschlossen sich in diesem Jahr etwas Neues zu wagen: eine gemeinsame Feier mit Prozession von St. Michael nach St. Michael. Die beiden St. Michael Kirchen liegen ja nicht weit auseinander, sind seit dem Mauerfall eigentlich nur noch durch das Engelbecken voneinander getrennt.
Also begannen wir um 10:00 Uhr in der St. Michael Kirche in Berlin-Mitte mit dem feierlichen Gottesdienst. Eine für unsere Gemeinden ungewöhnlich große Ministrant*innen-Schar hat sich extra für diesen Gottesdienst zusammengefunden. Auch Menschen von den anderen Standorten Herz Jesu und St. Bonifatius feierten mit uns. Wie wir später erfuhren, sogar zwei Kapläne aus dem Erzbistum Köln, die in Berlin einen Pfarrexamens-Kurs absolvierten und unsere Sonntagsmesse zugelost bekamen.

Dank des wunderbar sonnigen – und des bis dahin heißesten Tag des Jahres – führte unsere anschließende Prozession von St. Michael Mitte nach St. Michael Kreuzberg und manche hätten sich wohl gewünscht, sie wäre direkt durch das Engelbecken gegangen. Wir zogen aber direkt daran vorbei, zu unserer ersten Station, mitten zwischen den Rosen am Engelbecken. Zwischen diesen wunderbaren Beeten brauchten wir gar keinen Blumenteppich aus gepflückten Blüten. Die Rosen blühten auch so in voller Pracht zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen. 

Während der Lesung und Ansprache von Reinhard Herbolte hörte man aus dem Hintergrund einen Herrn, der in einem fort seinem Unbehagen Luft machte. „Ich wollte nur meiner Mutter Erdbeeren bringen, und jetzt das… wieso müssen die mitten drin stehen… kommt ja keiner mehr durch… das glauben die doch selbst nicht…“

Ja, wir müssen mittendrin stehen. Und ob wir das wirklich glauben, muss wohl jede und jeder für sich selbst beantworten. Wir haben jedenfalls gerne dort Station gemacht mit der Holz-Monstranz aus St. Michael Kreuzberg, die etwas anders ist als die klassischen Zeigegefäße. Ein auf die Spitze gestelltes Quadrat aus dunklem Holz birgt in der Mitte hinter rundem Glas die Hostie, den Leib Christi, unser Allerheiligstes. Vielleicht kann man die Gestaltung der Monstranz ja so interpretieren: Das Runde, für das Göttliche, das Eckige, holzig-bodenständige für die Welt. So wird durch die Monstranz der alte Fußballspruch zum religiösen Glaubenssatz: Das Runde muss ins Eckige!

Weiter ging es durch die Dresdner Straße dann in die Kreuzberger St. Michael Kirche, die ein wenig Abkühlung und Erholung vom Sonnenschein versprach. Dort sprach P. Christophe den Schlusssegen und der dritte Teil des gemeinsamen Tages begann: Die Gemeindebegegnung.

Kuchen waren mitgebracht, Tische aufgestellt und ein wunderbares Menü wurde von unseren Freund*innen aus der Naunyn-WG gezaubert (ein ganz großes Dankeschön für den Einsatz, dessen Ausmaße der Artikel auf http://naunynblog.wordpress.com nur Ansatzweise wiedergibt). Im Schatten der Bäume, allerdings auch in Flugweite der klebrigen Blüten und Samen, ließ es sich dann gemeindeübergreifend noch gut aushalten und es entstanden viele nette Gespräche, zwischen Köln, Kreuzberg und Mitte.

Sicher, es fehlten manche klassisch katholischen Komponenten. Die Blaskapelle, der Baldachin, das Gebimmel unterwegs. Und doch konnten wir an diesem Sonntag gemeinsam feiern, was die Monstranz symbolisch verdeutlicht: Das Runde IST im Eckigen. Gott ist in der Welt, mittendrin, zwischen unseren Gemeinden, unter unseren Brücken und eigentlich immer vor unserer Nase.

Danke an alle, die zum Gelingen dieses Glaubensfestes beigetragen haben!

Elisabeth Mitter und Pater Benno Rehländer

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed