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Osterbrunnen Lebenssymbol mitten in Berlin

Osterbrunnen Lebenssymbol mitten in Berlin

Osterbrunnen Lebenssymbol mitten in Berlin

# Nachrichten aus St. Marien Liebfrauen

Osterbrunnen Lebenssymbol mitten in Berlin

Den ersten „Osterbrunnen“ der Hauptstadt schenkte die Wohngemeinschaft Naunynstraße in Kreuzberg kürzlich den Berlinerinnen und Berlinern und ihren Gästen an der katholischen St. Marien Liebfrauenkirche in der Wrangelstraße. Deren Fassade war restauriert worden und der Brunnen in der Mitte auf dem vom dreiflügligen Gebäude umschlossene Platz erschien Betrachtern nun völlig neu. „Er rief: „Ich möchte ein Osterbrunnen werden!“, schreibt Iris, Leiterin der interkulturellen und interreligiösen Wohngemeinschaft. Und sie trug die Idee zu ihren MitbewohnerInnen, Unterstützern und Freunden.

Gemeinsam handelten sie ab Oktober in einer konzertierten Aktion, um den Brunnen am Karsamstag festlich schmücken zu können. Osterbrunnen sind in dieser Region eher unbekannt. Als Iris in der Woche nach Ostern den Brunnen aufsuchte um zu sehen, ob alles noch an Ort und Stelle hängt und in Ordnung ist, traf sie unter anderem eine begeisterte Fränkin, die ihr erzählte,dass Osterbrunnen in ihrer Heimatregion sehr verbreitet seien und sie sich freue, auch in Berlin auf einen solchen zu treffen.

Die etwa 450 bemalten Eier werden an dem großen Steinbrunnen durch eine grüne Buchsbaumgirlande zusammengehalten und hervorgehoben. Erst wer sich dicht an das Bauwerk begibt, kann die künstlerisch verzierten Eier genau bewundern: Sie sind Ergebnis eines christlich-muslimisch-jüdisch-buddhistischen Gemeinschafts-werks. Iris erklärt, dass unzählig viele Unterstützer für Farben, Eier und Bastelmaterial mitgesorgt haben. Die BewohnerInnen der WG selbst wären dazu nicht in der Lage gewesen.

Doch sie gaben ihre Zeit, Kreativität und Herzblut daran,die weißen und braunen Eier in 15 verschiedenen Dekorations- und Färbetechniken zu verzieren. So sieht man einfarbige gefärbte, marmorierte oder mit verschiedenen Motiven bemalte Eier, prunkvoll goldenes Dekor auf schwarzem Grund leuchten, in die Oberfläche gekratzte Motive, in Serviettentechnik verzierte und vielfältig beklebte Eierschalen. Letzteres hat beispielsweise Iris mit Krepppapier getan: „Zum Schluss mussten alle Eier mit ausreichend Fixierer eingesprüht werden und „ich war gespannt, ob der Krepp das Wetter überstehen würde“. Das haben alle Eier bisher, obgleich es in der Stadt gerade viel regnet.

Und noch eines erfreut die Erschaffer des Osterbrunnens: Dass bisher weder Diebstahl noch Vandalismus zu Verlusten führte. Als die Initiatoren ihre Idee verbreiteten, wurden sie mehrfach davor gewarnt. Denn der Kiez um die Wrangelstraße ist schon ein besonderer, in dem viele Menschen mit Drogenproblemen und Aggressionen leben. „Wir riskieren das!“, beschlossen die Eier-Malenden. Nach dem Sortieren und „festen Vertäuen“ an der Girlande kamen in Eier zum Brunnen. Man müsste schon ziemlich hoch steigen, um die Eier-Girlande von ihrem Sockel zu heben. Über die Aufhängung müssen die Naunyns und ihre Freunde jetzt noch lachen: Fatem stieg mutig nach oben und drapierte alles mit Leichtigkeit. Sie ist Tänzerin und hat bereits signalisiert, auch beim Abbau mitzuhelfen.

Wie Stephanus, der beim Aufbau nur kurz dabei sein wollte. Drei Stunden Arbeit waren es am Ende, er war zufrieden. „Im nächsten Jahr mindestens 1000 Eier?“, fragt beim Frühstück eine Frau, die jetzt 22 Eier gestaltet hat. Da halten sich die WG-Bewohne- rInnen noch zurück. Mal sehen, ob aus diesem Jahr etwas hinübergerettet werden kann, ob „Künstler“ aus der Kirchengemeinde mitmachen, wie die Unterstützung dafür aussieht. Aber in den Köpfen wabert es schon mal…

Info: Wer den Osterbrunnen sehen möchte, kann das zur Zeit noch in der Wrangelstraße 50 in 10997 Berlin. Die Eiergirlande soll den Brunnen so lange wie möglich schmücken, angepeilt ist das Pfingstfest.

Andrea Fournier

Weitere Blogeinträge zum Osterbrunnen chronologisch gesammelt mit vielen Bildern zum Anschauen und Freuen.

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