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Rückblick: Internationaler Frauentag in St. Bonifatius

Rückblick: Internationaler Frauentag in St. Bonifatius

Rückblick: Internationaler Frauentag in St. Bonifatius

# Nachrichten aus St. Bonifatius

Rückblick: Internationaler Frauentag in St. Bonifatius

Der Internationale Frauentag (8. März) ist in den Bundesländern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ein gesetzlicher Feiertag.

Die Frauenschola St. Bonifatius, gemeinsam mit dem Instrumentalensemble St. Bonifatius unter Leitung des Kirchenmusikers Stefano Barberino haben den Tag zum Anlass genommen und zu einem Konzert eingeladen.

Das Besondere – aber eigentlich Selbstverständliche an diesem Tag – es wurden nur Werke von Frauen aufgeführt. Es gibt leider genügend Beispiele von frauenverachtenden Äußerungen von Gelehrten der christlichen Kirche. Z.B. „Die Weiber sollen in der Gemeinde schweigen!“ des Apostels Paulus in einem Korintherbrief.

Die „Weiber“ haben sich aber nicht an dieses Gebot gehalten und immer wieder ihre Stimme erhoben.

Beispiele aus dem musikalischen Bereich wurden von den oben angeführten Gruppen in der – trotz der eisigen Kälte – gut besuchten Kirche geboten. Das Instrumentalensemble wurde von Dongfang Li und Qi Fang auf dem Klavier, bzw. Cembalo begleitet.

Die einzelnen Stücke, bzw. die Komponistinnen wurden vorher gewürdigt. Angefangen mit Hildegard von Bingen. Von dieser Gelehrten des Mittelalters sind noch 77 liturgische Gesänge bekannt. Davon wurde das melodiös tragende „O ignee spiritus“ zur Einstimmung geboten. Vom Mittelalter wurde dann der Bogen ins Barockzeitalter (Kompositionen der Nonne Claudia Francesca Rusca und der „ Mrs Philarmonica“ – eine Komponistin unbekannter Identität) bis ins Rokoko-Zeitalter gespannt. Aufgeführt wurden Werke von Anna bon di Venezia, Isabella Leonarda, Prinzessin Anna Amalie von Preußen (der Schwester Friedrich II. des Großen).

Nach den Klöstern, bzw. den Adelskreisen gewannen dann Frauen des gehobenen Bürgertums – z. B. auch aus dem sich emanzipierenden Judentum – an Bedeutung. Fanny Hensel, geb. Mendelssohn komponierte und führte ihre Werke in Berliner Sonntagsmusiken in ihrem Salon auf. Lange unbekannte Werke von Clara Josephine Schumann, geb. Wieck wurden erst in den 1960er Jahren wiederentdeckt. Sie stand im Schatten ihres Mannes Robert Schumann.

Das Konzert – mit zunehmender Begeisterung aufgenommen – führte die Zuhörer dann in die Neue Welt zur afroamerikanischen Komponistin Florence Beatrice Smith Price. Der größte Teil ihrer etwa 300 Kompositionen wurde zu ihren Lebzeiten nicht veröffentlicht. Sie schrieb 1943: „ich habe zwei Handicaps .. ich bin eine Frau und ich bin eine Schwarze“.

Rosita Melo war eine uruguayisch-argentinische Pianistin und Komponistin – sie hatte viele Tangos komponiert und deren Rhythmik brachte Begeisterung ins Publikum. Selbst geschriebene Lieder stammten von der Chansonniere Anne Sylvestre – sie starb 2020 in Paris. Ihre Chansons wenden sich gegen weibliche Rollenzuschreibungen. Und das Konzert wurde beendet mit der Hymne der englischen Frauenbewegung „The March of Women“ von Dame Ethel Mary Smyth.

Ein Abend gefüllt von wunderbaren kleinen musikalischen Werken. Die Zuhörenden waren begeistert.

Der wohlverdiente Applaus ermutigt zu weiteren Auftritten des gut einstudierten und mit Freude am künstlerischen Werk tätigen Ensembles. Da capo!

Man könnte auch das von Bob Marley gesungene „No Woman, No Cry“ anführen. Pidgin-englisch sinngemäß für „ohne Frau sei das Leben zum Heulen“.

Die erbetenen Spenden kamen der Berliner Notübernachtung für Frauen „Evas Obdach“ und dem Verein „Radiance“ in Sierra Leone (für Mädchen und junge Frauen zwischen 9 und 18 Jahren, die Opfer sexualisierter Gewalt in diesem afrikanischen Land geworden waren) zugute.

Gerhard Schmidt-Grillmeier

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