02.07.2024 0 Kommentare
Rückblick: Sommerkonzert in St. Bonifatius
Rückblick: Sommerkonzert in St. Bonifatius
# Nachrichten aus St. Bonifatius

Rückblick: Sommerkonzert in St. Bonifatius
Am 9. Juni 2024 fand das Sommerkonzert in der St.-Bonifatius-Kirche statt. Unser Gemeindemitglied Gerhard Schmidt berichtet:
Am Abend des Europawahltags erfreute uns erneut der Kirchenmusiker Stefano Barberino mit seiner Frauenschola, dem Instrumentalensemble St. Bonifatius unter Mitwirkung von Dongfang Li und Qi Fang am Klavier, bzw. Cembalo, mit einem herrlichen Konzert. Dabei wurden besonders Frauen gewürdigt. Ich beschränke mich auf meine Eindrücke als Laie. Das hervorragend verfasste Programm zum Konzert schildert ausführlich die Geschichte der Komponistinnen und die Musikgeschichte allgemein. (Programme sind sicher noch im Pfarrbüro erhältlich und ihre Lektüre lohnt sich!)
Das zauberhafte „O ignee Spriritus“ von Hildegard von Bingen entfaltete seine getragene Melodik durch die Begleitung von Harfe und Violine und stimmte auf das Kommende ein.
Dem schloss sich die lebendige und festliche frühbarocke Motette der Ordensfrau Lucrezia Orsina Vizzana aus Bologna „Paratum cor meum“ an.
Die nächsten Stücke wurden vom Instrumentalensemble gespielt – die „Brande Champanje“ aus dem „Susanne von Soldt Monuskript“ führt von den Niederlanden nach London und ich empfand das Stück als heitere Tanzmusik.
Dann wurde es barock-feierlich mit der „Sonata I“ der Ordensfrau Isabella Leonarda aus dem italienischen Piemont. Sie gilt als erste Frau, die Instrumentalmusik veröffentlicht hat.
Camilla de Rossi aus Italien, die aber auch in Wien wirkte, hatte das Oratorium „Santa Beatrice d’Este“ komponiert und daraus wurde uns die „Sinfonia II“ geboten, die anfänglich beschwingt war und dann langsam-besinnlich endete.
Bekannt ist die Prinzessin Anna Amalie von Preußen – eine Schwester Friedrich II. (der Große). Der Musikunterricht, den sie genoss, zeigte Früchte und das aufgeführte „Trio“ ließ das spielerische und schwingende Rokoko empfinden.
Ganz anders klang dann das romantische Lied von Clara (Wieck) Schumann „Liebst du um Schönheit“ – stimmungsvoll vorgetragen von der Frauenenschola.
Und in eine ganz andere Zeit und einen anderen Kontinent entführten uns dann die Künstler/innen, nämlich zur amerikanischen Komponistin Florence Beatrice Smith Price. Die Schola sang die Vertonung des Gedichts des afro-amerikanischen Dichters Langston Hughes „Songs to the Dark Virgin“, das schwingende Spiritual „My Soul’s Been Anchored in the Lord“. Und außerdem ließ das Instrumentalensemble die Tänze „Hoe Cake“ und „The Deserted Garden“ erklingen.
Die Argentinierin Rosita Melo hatte den Tango „Oración – Tango canción“ und den Walzer „Vals criollo – Desde el alma“ komponiert – wieder konzertant aufgeführt – südamerikanisch lebendig!
Dann folgte „Göttingen“, ein Chanson der Französin Barbara - und zwar in der deutsch gesungenen Version. Eine französische Freundin kannte das Lied und schrieb mir, dass sie davon sehr begeistert sei! Barbara hatte jüdische Wurzeln und schrieb das Lied als ihren Beitrag zur deutsch-französischen Versöhnung.
In einem spannenden Wechselgesang wurde dann das Chanson „Une sorciére comme les autres“ von Anne Sylvestre sehr melodisch-rhythmisch (und feministisch inspiriert) geboten. Im Programm waren alle Texte abgedruckt. Aber mich beeindruckte schon die Melodie an sich.
Das Konzert war kurzweilig und ging viel zu schnell zu Ende. Der Beifall war groß und zum Abschied und Dank an das Publikum wurde dann noch – wie beim letzten Konzert – „The March of the Women“ der britischen Suffragette Ethel Mary Smyth gesungen – die Hymne der englischen Frauenbewegung.
Ein Besucher des Konzerts – ich gestehe ihm größere Kenntnisse zu als mir – sagte mir zum Abschluss, dass die Aufführung sehr professionell war. Und ich fand, sie machte uns allen eine gute Stimmung. Und man darf hoffen, dass weitere Konzerte folgen – ein Gewinn für unsere Gemeinde aber auch für Kreuzberg!
Die Spenden gingen dann an Organisationen, die sich für Mädchen und Frauen einsetzen: „Haus Sonnenblume“ und „Radiance“ in Sierra Leone.
Gerhard Schmidt-Grillmeier
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