Von Advent bis Weihnachten

Rund 18 Prozent der Deutschen wollen das Weihnachtsfest abschaffen. Sie klagen, das Fest verursache zu viel Stress, besonders für Familienmütter. Ein anderer Grund, sich Weihnachten zu verweigern, heißt, es sei „sinnentleert“. Und ohne um einen Sinn zu wissen, sei es ja auch lächerlich, unter einer abgesägten Tanne Geschenke zu deponieren oder im Schneeregen heißen, gewürzten Rotwein zu trinken.

Bleibt aber doch die Mehrheit der Deutschen, die das Weihnachtsfest wollen - unter ihnen Christen wie Nichtchristen. Auch Berliner Muslime sagen, sie feiern Weihnachten, solange ihre Kinder hier zur Schule gehen. Ob christgläubig oder nicht: Alle wollen dazugehören.
Christen feiern zu Weihnachten, dass in dem Kind Jesus Gott ein Mensch geworden ist. Warum aber schwingen sich Nichtchristen ein in die Feststimmung der Christen? Ich vermute, sie spüren: Diese Menschwerdung Gottes betrifft jeden Menschen. Denn jeder erfährt sich als Person - und das ist weit mehr als ein Lebewesen mit elektronischem Personalausweis und Steuernummer. Der Mensch ist geschaffen nach dem Bild Gottes.

Deshalb kann er lieben und sich freuen, er kann mitfühlen, hoffen und trauern; er kann sich hingeben und auch verweigern. Eingebunden ist er in die Geschichte der Menschheit und ihre ewige Sehnsucht nach Frieden. Jesus Christus ist solch ein konkreter Mensch geworden. In ihm hat Gott sich mit jedem Menschen verbunden. Ob der Einzelne das nun weiß oder nicht, offensichtlich kann er es zumindest spüren - Gerade jetzt in der Sehnsucht nach Weihnachten; im Advent bricht sie sich Bahn.

Georg Kardinal Sterzinsky

Quelle: Erzbistum Berlin